Am 12.9.2016 lud der HR Circle zur Abendveranstaltung unter dem Titel „Diskriminierung, Antidiskriminierung, Diversity Management“. Auf dem Podium diskutierten Rechtsanwältin Anna Mertinz (KWR), BILLA Betriebsrat Karl Gietler und Unternehmensberater Peter Rieder (Arbeitswelten).
Vor allem rechtlich seien Unternehmen in Sachen Vermeidung von Diskriminierung gefordert, so Anna Mertinz, die einige spannende Fälle aus ihrer Rechtsanwaltspraxis berichtete. So sehen sich Unternehmen immer wieder mit Diskriminierungsvorwürfen konfrontiert, aber auch Behörden verhängen leicht Strafen, wenn etwa in der Stellenanzeige diskriminierende Inhalte zu finden sind. Allerdings betont die Anwältin, dass nicht jede Äußerung oder Benachteiligung sofort einer Diskriminierung gleichkommt. Viel mehr ist etwa die Förderung von benachteiligten Gruppen mittels „positiver Diskriminierung“ durchaus erlaubt.
Karl Gietler, seines Zeichens stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der BILLA AG, erläuterte den Umgang eines Arbeitgebers mit insgesamt 40.000 Mitarbeiter_innen in der Unternehmensgruppe. Man gehe allen Fällen konsequent nach, so Gietler. Um Führungskräfte und Mitarbeiter_innen zu informieren, wurde eine eigene Broschüre in Kooperation mit der Gleichbehandlungskommission gestaltet. Die Sensibilisierung zeigt Erfolg. Die gemeldeten Fälle gehen laufend zurück.
Unternehmensberater Peter Rieder (Arbeitswelten) betont, dass es nicht nur die rechtliche Absicherung, sondern auch die Fürsorgepflicht für die eigenen Arbeitnehmer_innen, ist, die Unternehmen dazu veranlassen sollte, geeignete Maßnahmen gegen Diskriminierung zu ergreifen. Neben der individuellen Sensibilisierung seien aber auch die Umgestaltung der Prozesse (zB Einführung von Mehr-Augen-Prinzipien, klare Einladungs- und Einstellungspolitiken, Quoten, etc.) sowie die „kollektive Sensibilisierung“, also eine Null-Toleranz-Politik gepaart mit einer sensiblen Sprache im Unternehmen wichtig. Allerdings zeige die Gehirnforschung, dass niemand frei von Wahrnehmungsverzerrungen (Unconscious Bias) ist und damit von möglicher Diskriminierung.
Wir danken den rund 50 Teilnehmer_innen für die spannenden Fragen und den tollen Austausch. Einige Eindrücke vom Abend finden Sie hier: